FSV 63 LUCKENWALDE – FC ROT-WEIß ERFURT 1:1 (1:0)
Beide Teams trafen anlässlich der Eröffnung der NOFV-Regionalligasaison 22/23 erstmals aufeinander. Lediglich zu früheren Oberligazeiten hatte es der FSV seiner Zeit schon mal in der Südstaffel der Oberliga mit der zweiten Mannschaft des damaligen Drittligisten zu tun. Seitdem hat sich in den beiden Vereinen, denen die Ehre dieses Saisoneröffnungsspiels der Regionalliga zuteilwurde, viel getan. Bei den Rot-Weißen hatte man in den Folgejahren schlecht gewirtschaftet, offensichtlich mehr Geld ausgegeben als zur Verfügung stand und folgerichtig insolvenzbedingt den Weg in den Amateurbereich antreten müssen.
Entgegengesetzt war die Entwicklung beim FSV 63. Nach dem unerwarteten Oberligaaufstieg im Jahre 2009 und dem eigentlich sensationellen ersten Aufstieg in die Regionalliga 2015 haben sich die Luckenwalder nach Jahren im Abstiegskampf und einem Abstieg mittlerweile in der Regionalliga konsolidiert und sorgten in der vergangenen Saison oft für ungläubiges Staunen unter den Fußball-Experten.
Doch mit dem ersten Anpfiff der Saison 22/23 sind diese Episoden nur noch schöne Erinnerungen aus der Vergangenheit. Mit Prognosen vor diesem Auftaktspiel zwischen dem, betrachtet man die finanziellen Voraussetzungen, Underdog FSV 63 und dem ambitionierten Traditionsverein aus Thüringens Landeshauptstadt tat man sich daher recht schwer.
1. Halbzeit mit überraschendem Führungstreffer
Optisch kam der Aufsteiger besser ins Spiel und versuchte mit weiten Bällen in die Spitze Chancen zu kreieren. Torhüter-Oldie Andre Thoms, der von FSV-Coach Michael Braune erst im allerletzten Moment den Vorzug im Tor vor Nikolas Tix erhalten hatte, musste in einigen Situationen schon seine Routine und sein Können unter Beweis stellen.
So wurde er bereits in der ersten Minute durch einen Distanzschuss des aus Meuselwitz nach Erfurt gewechselten Ben-Luca Moritz geprüft. Die Luckenwalder Defensive machte auch nicht immer den souveränsten Eindruck und leistete sich schon die eine oder andere Unstimmigkeit. Ein Abschluss von Erfurts Kapitän Artur Mergel flog in der 23. Minute denkbar knapp über das FSV-Gehäuse. Und nach Ballverlust in der FSV-Defensive strich etwa zehn Minuten später ein Distanzschuss des aus der zweiten österreichischen Liga nach Erfurt gewechselten Samuel Biek äußerst knapp am rechten Pfosten vorbei.
Die Luckenwalder versuchten hingegen in bekannter Manier konsequent mit spielerischen Mitteln zu erfolgreichen Offensivaktionen zu kommen, konnten allerdings die sehr kompakt agierende Abwehrreihe der Rot-Weißen mit den beiden Hünen Aaron Manu und Salomon Amougou kaum in Verlegenheit bringen. Lediglich ein Distanzschuss Daniel Beckers war in der 17.Minute für lange Zeit die einzige nennenswerte Offensivaktion der Platzherren, die etwas Aussicht auf Erfolg hatte. Wie dann aber Daniel Becker einen schon verloren geglaubten Ball wieder mit Zuspiel auf Tim Göth ins Spiel gebracht hatte, Göth mit überraschendem Antritt Ballo Abou stehen ließ und auch noch präzise flankte und schließlich Lucas Vierling wieder mal goldrichtig stand und mit platziertem und wuchtigem Kopfball unmittelbar nach dem Halbzeitpfiff des guten Schieris Philipp Vierock den zu diesem Zeitpunkt unerwarteten Führungstreffer erzielte, hatte schon Klasse.
2. Halbzeit mit sehr spätem Ausgleich
Doch wer geglaubt hatte, dass dieser Führungstreffer in der zweiten Halbzeit dem FSV Auftrieb geben oder die Erfurter lähmen würde, sah sich bald getäuscht. So monierte FSV-Coach Michael Braune nach dem Spiel auch zurecht, dass sich seine Mannschaft in Halbzeit zwei zu sehr auf das Halten der knappen Führung beschränkt hatte. Zwar kam Lucas Vierling nach einem Becker-Freistoß nochmal zu einem verheißungsvollen Kopfball, der aber deutlich am RWE-Tor vorbei flog, ansonsten blieben verheißungsvolle Luckenwalder Angriffsaktionen aber eigentlich Fehlanzeige.
Die Erfurter blieben dominanter, ließen sich bei ihren zahlreichen Angriffsbemühungen aber oft nicht all zu viel einfallen. Allerdings war André Thoms in der 57.Minute gefordert. Nachdem Artur Mergel den mit nach vorn geeilten Ballo Abou in Szene gesetzt hatte und dieser frei vor Thoms auftauchte, lenkte der FSV-Keeper das Leder „mit einer Monsterparade“, wie im MDR zu hören war, um den Pfosten.
Obwohl sich die Erfurter noch nicht aufgegeben hatten, machten sich die Luckenwalder Zuschauer vier Minuten nach Ende der regulären Spielzeit wohl schon zum Abschlussjubel fertig. Doch dann rollte in dieser vierten Nachspielminute doch nochmal ein Erfurter Angriff auf das FSV-Tor zu. Nach einem Abstimmungsfehler im defensiven Mittelfeld kam ein Steilpass zum links frei durchlaufenden Paul Kämpfer. Dessen Eingabe wehrte Tobias Francisco zwar ab, doch nur vor die Füße des kurz zuvor eingewechselten und vom Chemnitzer FC nach Erfurt gewechselten Simon Noah Roscher. Der hatte zentral völlig blank stehend keine Mühe aus ca. acht Metern zum nicht unverdienten Ausgleich ins Tor zu drücken, was bei den Erfurtern natürlich für grenzenlosen Jubel, im Luckenwalder Lager aber doch kurz für einige Niedergeschlagenheit sorgte.
Fazit: da war mehr drin für den FSV
Lässt man die kompletten 95 Spielminuten Revue passieren, muss man aus Luckenwalder Sicht zugeben, dass der Führungstreffer toll und vom Zeitpunkt her überraschend gefallen war. Man muss aber auch feststellen, dass man wohl bei entsprechendem Engagement auch in der zweiten Halbzeit die spielerischen Möglichkeiten gehabt hätte, den Gegner mehr unter Druck zu setzen oder zumindest das Spiel so weit dominieren, dass dieser Ausgleich nicht mehr fällt.
Bei allem Wenn und Aber konnten beide Mannschaften zu guter Letzt aber ganz gut mit diesem Remis zum Saisonauftakt leben. Was blieb ihnen auch weiter übrig!
FSV 63: Andre Thoms – Stefan Rankic, Tobias Francisco, Ian Kroh – Dennis Rothenstein (ab 61. Philip Einsiedel), Leon Hellwig, Lucas Vierling, Tim Göth (ab 76. Nils Gottschick) – Christian Flath (ab 90. Pascal Borowski), Daniel Becker (ab 76. Phil Butendeich) – Till Plumpe (ab 90. Marcel Hadel)
Rot-Weiß Erfurt: Franco Flückiger – Ben-Luca Moritz (ab 81. Marcel Bär), Aaron Frimpong Manu, Salomon Patrik Amougou Nkoa, Ballo Abou – Samuel Biek (ab 88. Simon Noah Roscher), Nazzareno Ciccarelli (ab 81. Paul Kämpfer), Enrico Startsev (ab 73. Erik Weinhauer) – Kay Seidemann (ab 73. Robbie Feißberg), Romario Hajrulla, Artur Mergel
SR: Philipp Vierock (Berlin)
Zuschauer: 1331
Tore: 1:0 (45.) Lucas Vierling, 1:1 (94.) Simon Noah Roscher
Gelbe Karte: Aaron Frimpong Manu
Beste Spieler: Andre Thoms, Leon Hellwig – Aaron Frimpong Manu, Salomon Patrik Amougou Nkoa
Fred Krüger
Danke an Frank Neßler für die Bereitstellung der Fotos.
Pressekonferenz
Eröffnungsshow der neuen Regionalligasaison 2022/23 im Werner-Seelenbinder-Stadion
Danke an das FSV 63 Luckenwalde Fan-Projekt für die Bereitstellung der PK und dem Beitrag zur Saisoneröffnung!
Zusammenfassung von OSTSPORT.TV
https://onefootball.com/de/video/regionalliga-nordost–luckenwalde-11-rot-weiss-erfurt-35584302