FC Rot-Weiß Erfurt – FSV 63 Luckenwalde 3:2 (3:1)
Um es vorweg zu nehmen. Die gastgebenden Thüringer gingen auf Grund ihrer individuellen Klasse und über weite Strecken auch klaren optischen Vorteile nicht unverdient als Sieger vom Platz. Und doch äußerten sich die wenigen Luckenwalder Anhänger nach dem Abpfiff am vergangenen Samstagnachmittag im Erfurter Steigerwaldstadion unisono: „So ein Spiel habe ich noch nie miterlebt!“
Druckvolle Erfurter schocken Luckenwalde in den ersten dreißig Minuten
Die Braune-Schützlinge kamen denkbar schlecht in die Partie. Vielleicht kam die junge Luckenwalder Truppe in Anbetracht des Abstiegskampfes auch bei den favorisierten Erfurtern punkten zu müssen nicht oder nur schwer mit dem psychischen Druck zurecht. Coach Michael Braune schätzte später ein, dass seine Spieler in der ersten halben Stunde offensichtlich mental überfordert gewesen seien und anfangs mit zu viel Respekt, ja er sprach sogar von Angst, agiert hätten.
Anders lassen sich die eklatanten Fehler der Luckenwalder bis zum dritten Gegentor auch kaum erklären.
Das war bei der fehlenden Abstimmung zwischen Keeper Florian Palmowski und Sofiene Jannene in der ersten Minute, was zum frühen Strafstoß und Rückstand für die Gäste führte, ebenso wie die Situation beim zweiten Erfurter Treffer, bei der der größte und offensichtlich kopfballstärkste Akteur des Gegners im Anschluß an die zweite Erfurter Ecke mutterseelenallein zum Abschluß und zur frühen Zwei-Tore-Führung des Favoriten einnicken durfte.


Die Erfurter Angriffsaktion, bei der Robin Fabinski seinen Sturmlauf mit straffer Eingabe abschloß und die schließlich zum dritten Treffer bereits in der 27. Minute führte, war sicherlich sehenswert, wurde aber auch durch Len Neumanns „Stockfehler“ begünstigt. Niemand machte dem jungen Luckenwalder Eigengewächs einen Vorwurf, die Aktion passte aber voll in Micha Braunes Einschätzung.


Luckenwalde kann sich fangen
Dass es den Luckenwaldern dann aber doch gelang, wieder Zugriff auf das Spiel und den Gegner zu bekommen, war trotz aller Enttäuschung nach dem Spiel aber auch bemerkenswert. Begünstigt wurde die Luckenwalder Leistungssteigerung sicher auch durch den Treffer Lucas Vierlings noch vor der Halbzeitpause, den er überlegt und platziert nach präzisem Grundlinien-Rückpass Clemens Koplins erzielte.
Kuriose Schlussminuten im Steigerwaldstadion
Die Rot-Weißen blieben zwar auch nach dem Seitenwechsel tonangebend, doch wesentlich couragierter und auch mit etwas Glück im Bunde gelang es den FSV-Kickern nach und nach ihren Kontrahenten immer besser den Schneid abzukaufen. Von dem anfänglichen Respekt oder gar Angst war bei den Braune-Schützlingen zum Ende des Spiels dann nichts mehr zu spüren.
In den letzten gut zehn Spielminuten überschlugen sich dann die Ereignisse. Es gibt sicher nicht viele Schiedsrichter, die es in den Schlußminuten trotz wütender Proteste des aufgeheizten und teilweise unsachlichen Publikums wagen, drei mal auf den Punkt für den Gast zu zeigen! Nach Überprüfung aller Fernsehbilder war aber keine der vier Strafstossentscheidungen von Schieri Gaunitz am Samstagnachmittag falsch (1x für Erfurt und 3x für Luckenwalde)!
Der Rest der Geschichte ist hinlänglich bekannt. Der wie immer sehr lauffreudige Till Jacobi trat zum ersten Strafstoß an, den Rot-Weiß-Keeper Pascal Manitz parierte, Strafstoß Nummer zwei nutzte Lucas Albrecht zum Anschlusstreffer in der dritten Nachspielminute, scheiterte dann aber mit dem letzten Strafstoß und damit bei der nie mehr für möglich gehaltenen Ausgleichschance am erneut die richtige Ecke ahnenden Pascal Manitz.






Sachliche und unsachliche Worte
Unglaublich, aber trotz der katastrophalen Fehler in der ersten halben Stunde, hätten die Luckenwalder in der Schlußphase sogar noch Zählbares aus dem Steigerwald entführen können.
RWE-Trainer Fabian Gerber zeigte sich nach dem Abpfiff erleichtert und äußerte sich trotz auch seiner bestimmt durchlebten nervlichen Anspannung sehr sachlich und vor allem respektvoll gegenüber den Luckenwaldern.
Das konnte man von so manchem Rot-Weiß-Anhänger trotz aller Verbundenheit zu ihrer Mannschaft nicht unbedingt behaupten. Beim Abgang des Schiedsrichter-Trios entgleisten einigen sprichwörtlich die Gesichtszüge. Von einem Minimum an Respekt gegenüber dem Kontrahenten und den weitestgehend korrekt agierenden Unparteiischen war da am Ende keine Rede mehr. Auch das war unglaublich und eigentlich für ansonsten stets sympathische Thüringer untypisch!
AUFSTELLUNG
GELBE KARTEN:
- Jena: Santana Soares (84.), Schwarz (90.+5)
- FSV 63: Palmowski (1.), Böhmert (68.), Jacobi (78.)
BESTE SPIELER:
- Jena: Till Linus Schwarz, Jeremiaha Maluze, Benjika Caciel
- FSV 63: Lucas Vierling, Till Jacobi
Bericht von Fred Krüger