FC Viktoria 1889 Berlin – FSV 63 Luckenwalde 4 : 1 (0:1)
Fußballspiele können viele Emotionen auslösen. Manchmal erlebt man pure Euphorie und Extase, aber manchmal eben auch bittere Enttäuschungen. Und Letzteres mussten die FSV-Mannschaft und die nach Berlin gereisten Luckenwalder Anhänger am vergangenen Samstag im Stadion Lichterfelde über sich ergehen lassen.
Abgeklärte Startphase der Luckenwalder
Dabei wirkte die FSV-Mannschaft mit Spielbeginn hellwach. Bereits in Minute eins konnte die Viktoria-Defensive eine Eingabe der Gäste von der Grundlinie gerade noch klären. Eine schnelle Freistoßausführung Fabio Schneiders auf den halbrechts gestarteten Tim Schleinitz und die anschließende präzise Eingabe auf Philipp Kühn wirkte sehr erfolgsversprechend. Doch Kühn wurde leider im letzten Moment entscheidend am erfolgreichen Abschluss gehindert, so dass das Leder aus etwa acht Metern leider nur über das Viktoria-Gehäuse flog (3.).
Und doch belohnten sich die Braune-Schützlinge bald für ihr engagiertes und vor allem offensiv geprägtes Spiel in der Auftaktphase. Kapitän Levin Mattmüller verlängerte einen weiten Einwurf Arne Rühlemanns in den freien Raum vor dem Berliner Tor. Till Jacobi nutzte den Raum und entschloss sich aus etwa zehn Metern zu einem Fallrückzieher, der letztlich gar im Tor landete – 0:1 (12.).
Natürlich war klar, dass Viktoria den schläfrigen Beginn der Auftaktphase bald überwinden würde. Einen ersten Viktoria-Konter über den agilen Emmanuel Chinedu Elekwa konnte der wie immer laufstarke Arne Rühlemann kurz vor der Strafraumgrenze gerade noch stoppen, allerdings zu Lasten eines Foulspiels. Der anschließende Freistoß Diren-Mehmet Günays schuf noch keine Gefahr für das Palmowski-Gehäuse.
Entscheidende Wendung
Nach gut einer halben Stunde Spielzeit sollten die letztlich entscheidenden Szenen für den weiteren Verlauf dieses Spiels folgen. Fabio Schneider setzte den zentral in die weit aufgerückte Defensive der Platzherren gestarteten Till Jacobi mit öffnendem Diagonal-Paß in Szene. Der im Sommer aus Meuselwitz zum FSV gewechselte wuselige Mittelfeldspieler durfte recht unbedrängt auf Viktoria-Keeper Florian Horenburg zulaufen und eigentlich schien ein erfolgreicher Abschluß gegen den bis an die Strafraumgrenze geeilten langen Torhüter leichter als sein Führungstreffer. Doch reaktionsschnell parierte Horenburg Jacobis Abschluß (32.).
In der Folge traf Tim Schleinitz in Höhe der Mittellinie mit zu hohem Bein leider fahrlässig Gegenspieler Marvin Pohl unglücklich und unnötig am Kinn. Eine Szene, die fast an jedem Spieltag in allen Ligen dieser Welt passiert, unter anderem auch am Wochenende wieder in der ersten und zweiten Bundesliga. Ein Fehlverhalten Schleinitz, das sicher ahndungs- und auch verwarnungswürdig ist. Doch Schieri Max Kluge zückte zum Entsetzen des Luckenwalder Lagers die rote Karte, schickte den konsternierten Tim Schleinitz zum Duschen und leitete mit seiner Entscheidung eine Wende für den weiteren Spielverlauf ein.
Druck der Himmelblauen nahm zu
Sofort mit Beginn des Unterzahlspiels konnten und mussten sich die verbliebenen FSV-Kicker gegen den von Minute zu Minute stärker werdenden Dauerdruck der Viktorianer fast ausschließlich auf die Defensive und die Sicherung des eigenen Tores konzentrieren. Das gelang auch erstmal bis zur Halbzeitpause. Doch auch zu diesem Zeitpunkt war trotz aller im Luckenwalder Lager noch bestehenden Hoffnung schon klar, dass ein schadloses Überstehen der Unterzahl über weitere 45 Minuten äußerst unwahrscheinlich erscheint.
Außerdem hatte Viktorias Co-Trainer Lucio Geral, der den gesperrten Dennis Kutrieb vertrat, mit dem agilen Shean Mensah nochmal deutlich mehr Dynamik und Torgefahr für die Berliner eingewechselt.
Das Unheil nahm aus Luckenwalder Sicht dann auch den befürchteten Verlauf. Chinedu Elekwa passte ein steiles Zuspiel von der Grundlinie zurück. Sturmpartner Oleg Scacun war zur Stelle und vollendete zum 1:1 – Ausgleich (52.).
Tag der roten Karten
Wenig später stand Schieri Kluge wieder im Mittelpunkt. Bei einem Klärungsversuch in Höhe der Mittellinie ging Levin Mattmüller zu ungestüm ins Tackling, rutschte zu allem Überfluß noch aus und räumte so Julien Damelang ziemlich drastisch ab. Schieri Kluge zeigte sowohl dem Luckenwalder Kapitän als auch Viktorias Jan Erich Lippegaus, der sich zu einer Tätlichkeit gegen Mattmüller hinreißen ließ, ebenfalls glatt rot.
Mensah zum Ersten
Bei seinem ersten Torerfolg, der gleichbedeutend mit der Viktoria-Führung war, profitierte Shean Mensah davon, dass das Leder beim Abschluß noch von Fabio Schneider abgefälscht und sich dadurch unerreichbar für Florian Palmowski ins FSV-Tor senkte – 2:1 (64.).
Mit viel Einsatz und auch etwas Glück hielten die Gäste dem ständigen hohen Druck auf ihr Tor ziemlich lange stand. Nach einem weiten öffnenden Paß auf den halblinks gestarteten Arne Rühlemann und anschließenden Querpaß auf den zentral mitgelaufenen Till Jacobi hatten die Gäste gar eine gute Möglichkeit nochmal auszugleichen. Letztlich gelang es aber Keeper Horenburg mit Hilfe seiner Vorderleute diese brenzlige Situation zu klären (75.).
Auf der anderen Seite wäre dem auffälligsten und oft unüberwindbar erscheinenden Sofiene Rachid Jannene bei einem Klärungsversuch im eigenen Torraum beinahe ein Eigentor unterlaufen. Der von ihm abgefälschte Ball landete aber nur an der Latte (88.).
Mensah zum Zweiten und Dritten
Als man sich im Luckenwalder Lager schon mit der knappen Niederlage abfinden wollte, gelang den Platzherren in der Nachspielzeit schließlich doch ein weiterer Ausbau der bis dahin noch knappen Führung. Nach einem Tackling Mathis Bruns gegen den schnellen Shean Mensah, bei dem er wohl nur minimal den Ball berührte, zeigte Schieri Kluge auf den Punkt. Mensah trat zur Strafstoßausführung an und verwandelte sicher -3:1 (90.+4). Und schließlich durfte erneut Mensah unmittelbar vor dem Abpfiff nochmal aus Nahdistanz abstauben und mit seinem dritten Treffer an diesem Tage den 4:1-Endstand besorgen.
Trainer Braune mit schwer Aufgabe
Für Michael Braune und sein Team war dieses Spiel nicht zuletzt in Anbetracht der starken Auftaktphase seiner Kicker, des weiteren Verlaufs des Geschehens auf und neben dem Platz und der klaren Niederlage natürlich eine herbe Enttäuschung. Vor den nächsten wichtigen Punktspielen am 10.09. zu Hause gegen den erstaunlich stark in die Saison gestarteten Aufsteiger F.C. Hertha 03 Zehlendorf und am 13.09. bei Drittligaabsteiger Hallescher FC steht der FSV-Coach vor der wenig beneidenswerten Aufgabe sein junges Team wieder aufzurichten und auf diese weiteren richtungsweisenden Spiele vorzubereiten. Dass er dabei zu allem Überfluss auch noch auf die sich in den letzten Wochen zu Leistungsträgern entwickelnden Levin Mattmüller und Tim Schleinitz verzichten muss, macht das ganze nicht unbedingt leichter.
Denkt mal drüber nach!
Auf jeden Fall haben Trainer und Mannschaft dabei jede (moralische) Unterstützung verdient. Jegliche Häme und Besserwisserei von vermeintlichen Anhängern, die immer wieder gerne vergessen, dass die mittlerweile schon achte Luckenwalder Regionalligasaison eigentlich von Jahr zu Jahr doch immer wieder ein großes Abenteuer ist, das man gar nicht hoch genug bewerten kann, ist dabei unangebracht!
AUFSTELLUNG
GELBE KARTEN:
- Viktoria Berlin: Pohl (44.), Damelang (50.), Hebisch (80.)
- FSV 63: Rühlemann (19.), Jannene (90.+ 2), Bruns (90.+3)
ROTE KARTEN:
- Viktoria Berlin: Lippegaus (58., Tätlichkeit)
- FSV 63: Schleinitz (35., gefährliches Spiel), Mattmüller (58., Foulspiel)
BESTE SPIELER:
- Viktoria Berlin: Nicolas Hebisch, Emmanuel Chinedu Elekwa, Shean Mensah
- FSV 63: Sofiene Rachid Jannene, Mathis Bruns, Till Jacobi
Bericht von Fred Krüger