SV Lichtenberg 47 – FSV 63 Luckenwalde 0 : 3 (0:1)
Unglaublich oder erklärbar?
In den letzten Tagen kann man bei Verantwortlichen und Anhängern des FSV 63 beinahe nach jedem Spiel ein ungläubiges Kopfschütteln beobachten. Das Wort „Unglaublich“ macht immer wieder die Runde. Was ist nur mit ihrem FSV los. Niemand hatte es für möglich gehalten, dass die Mannschaft von Neutrainer Michael Braune eigentlich als Abstiegskandidat geltend nach sieben Spieltagen die Tabellenspitze der Regionalliga zieren würde. Das Ganze gilt zwar voraussichtlich nur für zwei Tage und vermutlich nur, weil der BFC zunächst noch zwei Spiele weniger bestritten hatte, aber eine Bilanz von fünf Siegen und zwei Remis erscheinen wirklich unglaublich. Sollte der Wechsel vom durchaus auch erfolgreichen Jan Kistenmacher zu Michael Braune, dem seine Spieler bedingungslos zu folgen scheinen, der Grund sein? Oder lag es an den Zugängen Leon Hellwigs, Phil Butendeichs, Frederik Schmahls und weiteren erfolgsversprechenden Nachwuchsakteure? Oder war gar die offensichtlich gute Fitness und damit einhergehende deutliche Leistungssteigerung Daniel Beckers eine Ursache für die jüngsten Erfolge der Luckenwalder? Vermutlich liegt es an all’ diesen Punkten und vermutlich noch einigen weiteren. Einen gehörigen Anteil haben aber zweifelsohne Michael Braune mit seinen Assistenten Steve Müller und Severin Mihm. Trotz aller Anfangserfolge kommt der FSV-Coach dabei wohltuend unaufgeregt und trotzdem selbstbewusst rüber – unglaublich!
Klares Tagesziel für den FSV
Selbst vor dem siebenten Saisonspiel am vergangenen Freitagabend beim SV Lichtenberg 47, bei dem der Luckenwalder Trainer vor geraumer Zeit je eine Spielzeit sowohl als Spieler und dann noch ein Jahr als Co-Trainer seines Gegenübers auf Lichtenberger Seite Uwe Lehmann agierte, galt die Devise, drei Punkte mit nach Hause nehmen zu wollen. Natürlich wussten die FSV-Trainer, dass die Lichtenberger nicht erst nach den jüngsten englischen Wochen arge Besetzungsprobleme hatten und schon seit geraumer Zeit u.a. auf Leistungsträger wie Sebastian Reiniger oder David Hollwitz verzichten mussten.
Die gewachsene Selbstsicherheit demonstrierten die FSV-Kicker am Freitagabend im Poststadion in der Lehrter Straße von Beginn an. Nach Klassespielzug über Lucas Vierling und Christian Flath, der Till Plumpe auf halblinks steil schickte und butterweicher Flanke durfte Daniel Becker aus ca. zwölf Metern völlig unbedrängt zum 0:1 per Kopf vollenden.
Kaum Spielanteile für Lichtenberg
Die verbleibenden knapp vierzig Minuten spielten die Luckenwalder zwar recht souverän runter, ließen aber den nötigen Zug zum Tor vermissen, was Michael Braune später trotz der verdienten Führung später durchaus kritisch anmerkte. Ja, die Selbstsicherheit der Luckenwalder wirkte manchmal fast schon etwas arrogant. Doch die zu harmlosen Lichtenberger schlugen aus Leichtsinnsfehlern der Gäste kein Kapital, kämpften redlich um mehr Spielanteile und Chancen. Aber bis auf zwei Distanzschüsse von der Strafraumgrenze des bis dahin auffälligsten Lichtenbergers Tarik Gözüsirin, die aber FSV-Keeper Andre Thoms vor keine Probleme stellte, ließ die sattelfeste Luckenwalder Defensive um Kapitän Marcel Hadel nichts weiter zu.
Souveräne 2. Hälfte für den FSV
Vielleicht hatte der FSV-Coach in der Halbzeitpause die richtigen Worte gefunden. Auf jeden Fall wirkte die FSV-Elf in den zweiten 45 Minuten zielstrebiger und war am Ende auch erfolgreicher.
Wie so oft war dabei Daniel Becker der Ausgangspunkt für gelungene Angriffsaktionen der Gäste, so auch in der 55.Minute. Mit öffnendem Pass auf den linken Flügel setzte er den auch wieder recht agilen Tim Göth in Szene. Nach dessen Doppelpass mit Till Plumpe hatte er zwar Glück, dass der Ball schließlich noch zu dem am zweiten Pfosten blank stehenden Frederik Schmahl passen konnte. Technisch gekonnt jagte der hoffnungsvolle, zu Saisonbeginn von Energie Cottbus nach Luckenwalde gewechselte Nachwuchskicker das Leder zum 0:2 in die Maschen. Dieser Treffer ließ dann auch fast seine unnötige gelbe Karte aus der ersten Halbzeit vergessen.
Ist die starke Bank eine Erklärung?
Ein weiteres Geheimnis der bisherigen Luckenwalder Erfolge war bisher auch die erstaunliche Breite des Kaders, und das bei gleichbleibender guter Qualität. So konnte es sich Michael Braune in den letzten englischen Wochen leisten, dem einem oder anderen Leistungsträger eine Verschnaufpause zu gönnen und mit einer auf zwei, drei Positionen geänderten Starformation zu agieren. Auch bei seinen bisherigen Auswechslungen häufig Mitte der zweiten Halbzeit sorgte er immer wieder für neuen Schwung und größere Stabilität. Die Gefahr eines Leistungsabfalls bestand nach diesen Wechselspielen bisher eigentlich nie.
So war beim dritten FSV-Treffer, mit dem das Spiel dann entschieden war, Nils Gottschick entscheidend beteiligt.
Er spielte nach Doppelpass mit Tim Göth diesem das Leder so präzise in den Lauf, so dass der schnelle und emsige FSV-Kicker das Leder letztlich auch zum vorentscheidenden dritten FSV-Treffer vollenden konnte. Auch der Torschütze Tim Göth hat unter Michael Braune offensichtlich nochmal den nächsten Schritt gemacht. Nicht nur, dass er den einen oder anderen der bisher immerhin 17 FSV-Treffer entscheidend vorbereitete, jetzt gelang ihm endlich auch noch der erste Torerfolg.
Regeneration bis nächsten Freitag
Nach den anstrengenden englischen Wochen können die FSV-Kicker jetzt erstmal eine Woche regenerieren und gezielter trainieren. Aber am Freitagabend erwarten die Luckenwalder mit Hertha BSC II schon wieder eine Mannschaft, die an guten Tagen vermutlich jeden schlagen, aber an schlechten Tagen auch gegen fast jeden verlieren kann. Und am Dienstag danach wartet auf die Braune-Truppe mit dem Auswärtsspiel bei Chemie Leipzig schon wieder ein weiteres Highlight.
Der Fußball in Luckenwalde und in der Regionalliga Nordost bleibt weiter spannend.
FSV 63: André Thoms – Stefan Rankic, Marcel Hadel, Lucas Vierling – Phil Butendeich (ab 63. Robin Spreitzer), Leon Hellwig, Daniel Becker (ab 87. Justin Ullmann), Christian Flath (ab 87. Luca Haase), Julius Frederik Schmahl (ab 75. Clemens Koplin), Tim Göth – Till Plumpe
SR: Johannes Schipke
Zuschauer: 440
Tore: 0:1 (6.) Daniel Becker, 0:2 (55.) Frederik Schmahl, 0:3 (80.) Tim Göth
Gelbe Karten (FSV): Schmahl, Flath, Becker
Beste Spieler: Becker, Göth, Hellwig
Fred Krüger