Hertha BSC II  – FSV 63 Luckenwalde 1 : 2 (0:1)

Von der Papierform hatte die FSV-Mannschaft bei der U23 der Berliner Hertha eigentlich keine Chance. Doch wie sich die Kistenmacher-Schützlinge am vergangenen Sonntag in Berlin aus der Affäre zogen, sich von der ersten Minute an mit toller Moral, Lauf- und Einsatzbereitschaft präsentierten und sich mit Glück und geschickter Taktik gegen eine erneute Niederlage stemmten und am Ende sogar alle drei Punkte aus der Hauptstadt entführten, nötigte schon Respekt ab.

Aus einer kompakten Abwehr operierend versuchten die Luckenwalder dabei von Beginn an auch immer wieder für Gefahr vor dem Hertha-Tor zu sorgen. Daniel Becker sorgte dabei nach drei Minuten mit Flachschuß von der Strafraumgrenze für ein erstes Achtungszeichen. Doch das Leder strich gut einen Meter am rechten Pfosten vorbei. Bereits in der achten Minute leiteten die Gastgeber mit einem katastrophalen Fehlpaß in Höhe der Mittellinie die frühe und überraschende FSV-Führung ein. Nils Gottschick, neben dem überragenden Pascal Borowski einer der laufstärksten im FSV-Dress, erkannte sofort, daß Hertha-Keeper Marcel Laurenz Lotka sehr weit vor dem eigenen Kasten stand. Mit Können und natürlich auch Glück zog er noch aus der eigenen Hälfte ab. Knapp neben dem linken Pfosten landete der Ball unter dem Jubel des FSV-Lagers zum 0:1 im Hertha-Kasten (8.).

Stabile Abwehr

Trotz dieser überraschenden Gästeführung glaubte zu diesem Zeitpunkt wohl keiner der Berliner, dass die athletisch, technisch und taktisch top ausgebildeten „Hertha-Bubis“ diesen Rückstand nicht bald korrigieren könnten. Von Minute zu Minute wuchs der Druck auf das von Andre Thoms gehütete FSV-Gehäuse. Kapitän Tony Fuchs und die beiden wuchtigen Jessic Ngankam und Daishawn Redan tauchten mehrmals brandgefährlich im Luckenwalder Strafraum auf, scheiterten aber entweder an der eigenen Ungenauigkeit und Nachlässigkeiten beim Abschluß, viel mehr aber an den beiden  überragenden FSV-Innenverteidigern Peter Misch und Tobias Francisco, die sich mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln (Festhalte Misch gegen Ngankam in der 35.Minute) gegen ein drohendes Hertha-Tor stemmten. Und kam doch einmal etwas aufs Gästetor, strahlte Andre Thoms die gewohnte Ruhe und Souveränität aus.

Die größten Hertha-Chancen hatten dabei der groß gewachsene Marton Dárdai bei einem wuchtigen Kopfball nach Freistoß von links (35.). Und Redan, der sich in der 43.Minute im Zusammenspiel mit Ngankam bis Höhe Strafstoßpunkt durchspielte, letztlich aber doch verfehlte. Trotz der Erleichterung, daß man ohne Gegentor in die Halbzeit gehen konnte, trauerte man doch noch einer weiteren Riesenmöglichkeit Gottschicks nach. Der kurz vor dem Halbzeitpfiff schon den aus dem Tor geeilten Hertha-Torhüter überlaufen hatte, sich beim Abschluß ins verwaiste Tor aber zu viel Zeit gelassen hatte. So daß ein Abwehrspieler der Gastgeber das Leder schließlich doch noch blocken konnte.

Offensiver Schwung nach Auswechselungen

Mit Beginn der zweiten Spielhälfte setzten die Herthaner ihre Aufholjagd fort, brauchten aber bis zur 61.Minute bis Redan nach Zuspiel Ngankams den auf Grund der mittlerweile deutlichen Überlegenheit verdienten Ausgleich erzielen konnten -1:1.

Es gab nicht wenige im kleinen Luckenwalder Anhang, die eine Fortsetzung des Anrennens auf das FSV-Tor und weitere Hertha-Treffer befürchteten. Noch dazu als zunächst mit Nils Gottschick und dann auch noch mit Pascal Borowski die auffälligsten Offensivkräfte der Luckenwalder ausgepumpt und wohl auch leicht angeschlagen ausgewechselt werden mussten.

Doch durch die für sie eingewechselten Christian Flath und Tim Göth kam sogar nochmal neuer Schwung in die Luckenwalder Offensive. Und als ca. eine Viertelstunde vor dem eigentlich schon herbei gesehnten Abpfiff auch die Herthaner scheinbar am Ende ihrer Kräfte schienen, kamen die FSV-Kicker auch wieder selbst zu verheißungsvollen Möglichkeiten. So wurde zunächst ein Treffer Lucas Vierlings wegen vermeintlicher Abseitsstellung die Anerkennung versagt (76.). In der 80.Minute jagte erneut Lucas Vierling das Leder nach Kopfballablage Peter Mischs über das Gebälk und wenig später fand ein regelrechtes Scheibenschießen auf das Hertha-Tor statt. Doch das Leder wurde immer wieder abgeblockt (82.). Ein wuchtiger Kopfball Lucas Vierlings nach der dritten FSV-Ecke flog deutlich am Tor vorbei.

Als in der 89.Minute dann aber Daniel Becker auf dem linken Flügel einen weiteren FSV-Konter einleitete und mit viel Übersicht den auf dem rechten Flügel mitgelaufenen Christian Flath mit präzisem Flugball bediente, jagte dieser das Leder aus etwa fünfzehn Metern auf das Hertha-Tor. Keeper Lotka lenkte den Ball mit toller Reaktion noch an die Latte. Doch Flath setzte nach und drückte das Leder aus Nahdistanz zur nicht für möglich gehaltenen erneuten FSV-Führung über die Linie -1:2.

Führung und möglicher Ausbau

Würde die Kistenmacher-Truppe die so erkämpfte erneute Führung über die dann mit drei Minuten angezeigte Nachspielzeit bringen. Das gelang den FSV-Kickern nicht nur, sondern Christian Flath hatte bei einem letzten Konter, bei dem er seinen unmittelbaren Kontrahenten abschütteln und allein auf Keeper Lotka zulaufen konnte, sogar eine weitere Resultatsverbesserung auf dem Fuß, scheiterte nach dem langen Sprint aber an Lotka. Doch dann ertönte der ersehnte Abpfiff. Der FSV hatte für eine gehörige Überraschung gesorgt, dem haushohen Favoriten nicht nur Paroli geboten, sondern letztlich sogar gar nicht mal unverdient besiegt.

Diese Leistung sollte bei den Luckenwalder Akteuren vor den nächsten schweren Aufgaben gegen den BAK, in Jena und bei Chemie Leipzig für mehr Selbstsicherheit und bei den Luckenwalder Anhängern für neue Hoffnung im Ligakampf sorgen.

Auf jeden Fall haben die Kistenmacher-Schützlinge nunmehr neun Punkte nach sechs Spieltagen, befinden sich damit auf dem achten Tabellenrang und somit sogar über dem Soll.   

Hertha II: Marcel Laurenz Lotka – Florian Baak, Marton Dárdai, Luca Netz – Tony Fuchs (ab 85. Ensar Aksakal), Julian Albrecht (ab 36. Ruwen Werthmüller), Jonas Michel Dirkner, Jonas Michelbrink (ab 68. Timur Gayret), Pal Dárdai – Jessic Ngankam, Daishawn Redan

FSV 63: Andre Thoms – Clemens Koplin, Peter Misch, Tobias Francisco, Marcel Hadel (ab 93. Aaron Bogdan) – Nils Gottschick (ab 62. Christian Flath), Daniel Becker (ab 93. Jonas Arnold), Lucas Vierling, Pascal Borowski (ab 71. Tim Göth), Jakob Gesien – Dennis Rothenstein (ab 62. Till Plumpe) 

SR: Daniel Bartnitzki

Zuschauer: 54

Tore: 0:1 (8.) Nils Gottschick, 1:1 (61.) Daishawn Redan, 1:2 (89.) Christian Flath

Gelbe Karten: Jonas Michel Dirkner – Peter Misch 

Beste Spieler: P.Misch, P.Borowski, N.Gottschick – Florian Baak, Marton Dárdai, Daishawn Redan

Fred Krüger

andere Artikel

NachwuchsVerein